[CMR 01.01.2017]
(Weitere Materialien im Bildarchiv)
1976 bis 1978
Haus der Jugend Bühl
Ein Überblick der Ereignisse zusammengefasst aus Presseartikeln, Fotos und Informationen.
Im Oktober 1976 findet im HdJ die Woche der Jugend statt. 15 Veranstaltungen mit ca. 1300 Besucher meldet die örtliche Presse. Die Woche beinhaltet einen Querschnitt der Jugendarbeit in Bühl. Diskussionen mit den Parteijugendorganisationen sind ebenso ein Teil des Programms, wie Kurzfilme mit gesellschaftskritischen Inhalten. Auch gibt es Musikveranstaltungen, wie z.B. mit der Bluesgruppe „Catfish“ und Bastelgruppen für Kinder. Ein Arbeitskreis informiert über Entstehung u. Entwicklung der Grundrechte, dabei wird für die Einhaltung derselben plädiert und vor Einschränkungen gewarnt, wie die Praxis der Berufsverbote seit 1972 zeige. Weiterhin ist die DGB Jugend Bühl vertreten mit einem Theaterstück über die Situation eines Schulabgängers. Außerdem wird die Arbeit der DGB Jugendorganisationen vorgestellt. Der Förderkreis Kind führt Aktivitäten im Stadtgarten durch.
Das selbstverwaltete HdJ kommt mit der Zeit immer mehr in die Kritik der konservativen Kreise. Dabei erfahren, insbesondere die politischen Gruppen im HdJ den Gegenwind der Presse und der CDU. Es wird „kommunistische Unterwanderung“ unterstellt. Sogar im Kreisrat wird die Jugendarbeit im HdJ Bühl zum Thema und dessen Selbstverwaltung in Frage gestellt Angeblich komme es zu einem „wilden Durcheinander“, in dem sich extreme linke Gruppen durchsetzen. Die Forderung des Landrats, des Kreistags und auch des Gemeinderats in Bühl also ist: „… diesen Aktivitäten Einhalt zu gebieten …“ Dabei spielt eine Rolle, dass auch viele Jugendlichen aus der Umgebung wie Rastatt, Baden-Baden und aus dem Murgtal wegen der vielfältigen Angebote ins HdJ Bühl kommen. Der Jugendwohlfahrtsausschuss des Kreistages stellt fest: „… dass sich das beanspruchte Selbstverwaltungsrecht als nicht brauchbar erwiesen habe …“.
Das Recht auf freie Selbstverwaltung wird von den Jugendlichen auf einer Demonstration durch Bühl eingefordert. Im März 1977 beschließt das Gremium des HdJ Bühl dem ABB keine Infos mehr zukommen zulassen, wegen vermeintlicher Kürzungen und Fälschungen. Sie werden vom HdJ als Angriff auf die freie Meinungsäußerung gewertet. Außerdem lässt die Stadtverwaltung Bühl eine Wandzeitung konfiszieren. Das HdJ will jedoch keine Zensur zulassen. Am 31.3.1978 erfolgt die Schließung des selbstverwalteten Hauses der Jugend, nach einem Beschluss des Bühler Gemeinderats. Daraufhin veranstalten die HdJ’ler eine große Demonstration, die u.a. auch vor das Wohnhaus des damaligen Beigeordneten Reichert führt. Letzte Aktion Anfang April 1978: Mitglieder des HdJ und viele Jugendliche stehen in Trauerkleidung mit einem Sarg vor dem Rathaus.
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[RRL 25.01.2017]
Die Stadtverwaltung beschloss zusammen mit der überwältigenden Mehrheit des Gemeindedrates am 31.3.1978 die faktische Schließung des HdJ. Der Sozialarbeiter im HdJ Wilfried Trapp hatte zuvor eine Kontrolle der Jugendlichen mittels der Übertragung des Hausrechtes auf ihn abgelehnt. Im Zuge der Diskussion unter den Jugendlichen, wie eine selbstverwaltete Jugendarbeit fortgesetzt werden könnte, entstand der nachfolgende Film über die Schließung des HdJ. Produzenten des Filmes waren Uwe Künzel und Reiner Hoff. Mitgearbeitet am Film haben Wilfried Larisch, Mario Walter und Ricarda Zöllner.
APHIS-FILM Freiburg:
Haus der Jugend Bühl/Baden –
Eine Brutstätte der Demokratie (1978)
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